Suri & Duffy oder "Wie wir ein glückliches Hundeduo wurden"


Warum dieses Bild für mich so besonders ist? Das erkläre ich euch gerne:


In Kurzfassung:

  • lieber mit niedrigen Erwartungen und entspannt an die Sache rangehen
  • zur Not wird ein Plan B gebastelt
  • Kenntnis in der "Sprache der Hunde" hilft zum Überblicken von Situationen oder um sich über kleine Fortschritte zu freuen
  • Hund lernen ihr lebenlang - auch Sozialverhalten
  • am Ende mögen sie sich doch :)

Als Suri aus dem Tierheim zu uns kam, befanden wir uns in einer Wir-sind-glücklich-und-alles-ist-perfekt-Seifenblase.
Was wir in diesem Moment komplett ausklammerten, war Duffy.

Duffy ist der Hund der Familie, genauer gesagt von Steve's Eltern. Soweit kein Problem, denn wir wohnen nicht alle zusammen ;)
Allerdings haben wir den großen Vorteil, dass Familie ein Häuschen mitten im Wald hat. Inklusive wunderschönen Spazierwegen, einem kleinen Stausee, Ruhe und Idylle. Perfekt, um zwei, drei Tage Stadtflucht zu begehen.
Vorausgetzt, die zwei Hunde könnten Haus und Hof teilen.

Nicht nur wir hatten Bedenken, auch dem Rest der Familie war bange, dass das Ganze scheitern und wir einen langfristigen Ausweichplan hätten zimmern müssen. Alles machbar, denn keiner der beiden Hunde wies absolute Aversion gegen Artgenossen auf. Aber eine Sympathie beim ersten Kennenlernen wäre schon traumhaft.

Suri überzeugte uns die ersten Wochen mit ihrem Hundeumgang. Bis auf eine anfängliche Leinenpöbelei zeigte sie sich neugierig selbstbewusst bei allen Begegnungen. Manchmal zu selbstbewusst.

Soll heißen: Suri sucht Grenzen und geht vielen Hunden fröhlich und sehr energiegeladen auf den Sack, bis eine klare Ansage kommt. Bewegung ist ihr Feld. Rennspiele, Haken schlagen, andere aufrütteln und immer wieder anfragen, ob der andere Hund nicht doch Bock auf rumtoben hat. Manchmal schießt sie über ihr Ziel hinaus und ich greife ein, damit die andere Hundepersönlichkeit gar nicht erst richtig "auspacken" muss.

Suri kann getrost als extrovertiertes Wesen beschrieben werden.

Nun zu unserer Basset Fauve de Bretagne Dame Duffy, 2009 geboren. Eher das Gegenteil von viel Bewegung und schnell, schnell, schnell. Duffy ist ein bedächtiges Persönchen. Sie kann ewig sitzen, beobachten und beurteilen. Wirkt manchmal so, als ob sie auf Stand-By ist.

Ein Hund, der eher eigenbrötlerisch vor sich hin schnufffelt, als sich direkt in den Kontakt mit Artgenossen zu stürzen. Wenn es doch zu einer Hundebegegnung kommt, dann bitte mit langsamer und respektvoller Annäherung. Schnelle, rumklapsende, aufgedrehte Hunde werden bei uncharmanter Herangehensweise durch eindeutige Drohgesten darauf hingewiesen, dass soeben die Individualdistanz rasant unterschritten wurde. Da blitzen die Zähne um "Dein Tanzbereich, mein Tanzbereich" zu verdeutlichen. Allerdings wirkt Duffy dabei nicht wirklich selbstbewusst, sondern eher hysterisch. Hauptsache sehr übertrieben klar machen, dass noch näher keine gute Idee ist.

Die ersten Jahre hatte Duffy ihren Hundekumpel Jack. Seit Welpenalter an lernte sie ihn, und er ihre Eigenarten kennen. Wenn sie vor sich hin grummelte, räumte der Schäferhundmix ihr Platz ein und gab Freiraum. Aber auch Kontaktliegen war ihr gemeinsames Ding. Vor ein paar Jahren fand Jacks Hundeleben leider sein Ende und Duffy war somit der einzige Hund in Haus und Hof. Regelmäßige Hundekontakte fielen weg und Duffy verlernte zum Teil die feine Kommunikation der Ihrigen und einen Teil ihrer Sozialkompetenz.

Und nun sollte die energiegeladene Polenmische Suri, welche nur allzugerne immer und immerwieder piesakt, den introvertierten Eigenbrötler-Hund kennen lernen.

Ach was! Nicht kennen - Lieben sollten sie sich!

Wir verabredeten uns also auf Feld und Flur, damit die Hunde sich weitab von Duffy's Hoheitsgebiet das erste Mal beschnuppern konnten. Duffy und Mensch warteten, während Steve, Suri und ich ihnen gemütlich entgegenkamen.

 

Duffy's Reaktion war: "GehWegGehWegGehWegOhmeinGott...!"

Suri dagegen: "GEI-EL! Eine Krawallmaus! Da muss ich hin!" 

 

Duffy, die sonst immer mit ihrer Taktik der Sofort-Eskalation zum Erfolg kam, wusste nicht, wie ihr geschah. "Warum zur Hölle kommt dieser fremde Hund immer näher?!", schien sie sich zu fragen. Suri hüpfte ungalant und schnell auf sie zu, Duffy immernoch fassungslos über die Tatsache, dass dieser Hund nicht wieder am Horizont verschwand.

Wir spazierten los, um Duffy aus ihrer "Ich hab keinen Plan B"- Starre zu erlösen und die Situation durch Bewegung zu entspannen. Nachdem das Suri-Schauspiel  "Ich nerv dich, bis du komisch wirst" immerwieder  in "Du nervst mich echt, geh weg!" - Manier von Duffy quittiert wurde kehrte Ruhe ein. Zu guter Letzt wurde gemeinsam an Mäuselöchern geschnüffelt.

Erster Teil - Erster Erfolg. Von Liebe auf den ersten Blick konnte nicht die Rede sein, aber einvernehmliche Akzeptanz war da.
Weil es gut lief starteten wir Teil zwei. Je näher wir dem Hof kamen, desto angepisster wurde Duffy's Mimik.

"Was? Die kommt mit nachhause?"

In Haus und Hof behielten wir die beiden im Blick und riefen Suri in kritischen Situationen ab, z.B. wenn Duffy ihre Hundedecke aufsuchte oder sich dem Futterplatz genähert wurde.

 

Von Duffy's Seite wurde geduldet, auch wenn sie sich einen Sicherheitsabstand von vier Metern zu Suri einräumte. Wenn es doch mal eine Stichelei von Suri gab, sah das ganze wiefolgt aus:

Suri versuchte mit ihrem besten Animiergehabe diesem kurzbeinigen Jagdtoffel Bewegung zu entlocken. Anhand der Bilder seht ihr: Fehlanzeige. Was aber sehr wohl zu sehen ist aber wie Suri mit übertriebenen Körpereinsatz um Duffy rennt, während diese sich keinen einzigen Zentimeter bewegt. Nur Mimik und Gestik zeigen: Geh doch einfach weg.

Von daher unterbrachen wir solche Situationen freundlich oder versuchten sie gleich in ein charmanteres Annähern von Suri umzulenken, damit Duffy nicht komplett von diesem neuen "Ding" überrannt wurde.

Trotzdem freute sich die gesamte Familie wie Bolle. Spielverweigerung und Skepsis sind immerhin besser, als auf Kehle gehen und Bitchfight. Und auch Sympathie kann erlernt werden. Langsames Zwangsbefreunden sozusagen. Um genau das zu beflügeln, gab es nach dem ersten Kennenlernen gemeinsame Spaziergänge in Leipzig.

Einer der Schönsten war eine Schneetour im agra- Park. Diese zwei Spezialisten waren ein Abriss an der Leine. Die eine links, die andere rechts, einer nach vorn, einer nach hinten, Flexileine zuende, Schleppleine festgeforen, Duffy sah Enten, Suri sah Dinge, die ich nicht sah und hopste wie ein Berserker durch die Gegend. War im ersten Moment nicht so lustig und ich war kurz davor die Leinen in den Schnee zu krachen und die Hunde ihrem freilaufendem Schicksal zu überlassen. Bin dann aber einfach umgefallen ;)

Und im Schnee liegend bemerkte ich, dass dahinter ein perfider Plan steckte. Die zwei stifteten zusammen Chaos und schafften sich so einen superspaßigen Spaziergang in alle Wunschrichtungen, denn ich war in dem Moment einfach ein unorganisierter Körperklaus mit festgefrorenen Händen, der die Strippen unter Kontrolle bringen wollte.

Ab diesem Spaziergang näherten sich die Hund immer weiter an. Ein Meilenstein ereignete sich in der Märzsonne auf unserem Balkon. Duffy war zu Besuch und sprang von sich aus auf die Sonnenbank, direkt neben Suri. Ich quietschte vor Freude und hoffte, dass die beiden das als verbales Lob auffassten.

Duffy, die sonst immer für genügend Distanz gesorgt hatte, entschied sich für Nähe.

Mittlerweile ist Mai und Bilder, wie rechts, sind keine Seltenheit mehr. Auch hier seht ihr, dass ein Rest an Distanz gewahrt wird. Die beiden liegen mit den Rücken zu- einander, die Köpfe abgewandt. Aber sie entscheiden sich dafür des anderen Nähe zu suchen.

Duffy hat durch Kompanion Suri Sicher- heit gewonnen und zeigt wieder hündische Kommunikation, die in den letzten Jahren abhanden gekommen schien. Manchmal meinen wir zu sehen, dass Duffy Suri versucht zu erklären, was Jack normalerweise für Jobs auf dem Hof hatte.

 

Zum Beispiel das Öffnen von Türen. Zum Glück reicht das Gespräch unter Hunden dann doch nicht, um genau zu erklären, wie das funktioniert. Aber wenn beide Hunde vor der gläsernen Terassentür stehen und sich kein menschlicher Türöffner blicken lässt, dann wirft Duffy Suri einen langen Blick zu, als wollte sie sagen: "Warum kannst du das nicht? Der andere konnte das doch auch. Wir würden so viel Spaß haben, wenn du Türen öffnen könntest."


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